Wer sind die Wildbienen?

Im Gegensatz zu der Honigbiene, der populärsten unter den Bienen, sind deren wilde Verwandte meist noch unbekannt.  Kaum einer weiß, dass es alleine in Deutschland über 600 Wildbienenarten gibt. Dabei ist es eine Insektengruppe, die ein unglaublich faszinierendes Auftreten hat. Das betrifft neben der vielfältigen Lebensweise und den unterschiedlichen Blütenbesuchen vor allem auch das Erscheinungsbild .

Einige Wildbienenarten ähneln in ihrem Aussehen der Honigbiene. Darüber hinaus gibt es sehr viele unterschiedliche Wildbienen, die auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen sind.

Manche sind nur 2 mm klein, fliegen unauffällig leise von Blüte zu Blüte und werden dabei kaum wahrgenommen. Andere wiederum sind ziemlich groß und machen sich lautstark bemerkbar. So zum Beispiel die Schwarze Holzbiene, mit bis zu 30mm unsere größte heimische Wildbienenart.
Bei der Körperform ist von schmal oder pummelig, schlank mit Taille oder gedrungen jede Figur vertreten. Das Erscheinungsbild ist enorm vielfältig. Man findet sowohl behaarte als auch unbehaarte Arten, manche mit Streifen oder einfarbig, bunte oder schwarzweiße in verschiedenen Kombinationen und Variationen. Bei einigen ist auch eine Verwechslung mit Vertretern anderer Insektengruppen möglich. Wespenbienen zum Beispiel können den uns bekannten Wespen zum Verwechseln ähnlich sehen, tun aber keinem etwas zu leide.
Vielen ist die Fülle und Buntheit, sowie der Reichtum an Wildbienenarten nicht bewusst. Auf dieser Seite kann nur ein Teil unserer wunderbaren Wildbienenvielfalt vorgestellt werden. Vielleicht gibt es aber den Anstoß, sich dieser wichtigen kleinen Helden der Natur bewusster zu werden. 

Galerie einiger heimischer Wildbienenarten

Um bei dieser Vielfalt den Überblick zu behalten, werden die Arten in ein Ordnungssystem eingeteilt:

Ordnung muss sein

Eine Wildbiene in der Natur bis auf die genaue Art zu bestimmen, ist nicht einfach und nur bei einigen Arten möglich. Anhand von optischen Merkmalen wie Körperbau, Behaarung, Größe und Farbe oder die Art und Weise wie und wo sie nisten, werden Wildbienen in eine von 6 verschiedenen Familien eingeteilt.  

  • Seidenbienen – Colletidae
  • Sandbienen – Andrenidae
  • Furchenbienen – Halictidae
  • Sägehornbienen – Melittidae
  • Bauchsammlerbienen – Megachilidae
  • Echte Bienen – Apidae

Seidenbienen

Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae)

Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae)

Flugzeit:
August bis Oktober

Kennzeichen:
Körperlänge 8–14 mm

Lebensweise:
Solitäre Art

Nistweise:
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde

Blütenbesuche:
Oligolektische Art (spezialisiert)
Lieblingspflanze ist der Gewöhnliche Efeu

Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius)

Flugzeit:
März bis Mai

Kennzeichen:
Körperlänge 11–14 mm

Lebensweise:
Solitäre Art

Nistweise:
Nistet in selbstgegrabenen Gängen in der Erde

Blütenbesuche:
Polylektische Art (nicht spezialisiert)
Lieblingspflanze ist die Weide

Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius)

Sandbienen

Erzfarbene Sandbiene (Andrena nigroaenea)

Erzfarbene Sandbiene (Andrena nigroaenea)

Flugzeit:
April bis Juni

Kennzeichen:
Körperlänge 11–15 mm

Lebensweise:
Solitäre Art

Nistweise:
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde

Blütenbesuche:
Polylektische Art (nicht spezialisiert)

Weiden-Sandbiene (Andrena vaga)

Flugzeit:
März bis Mai

Kennzeichen:
Körperlänge 13–15 mm

Lebensweise:
Solitäre Art

Nistweise:
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde

Blütenbesuche:
Oligolektische Art (stark spezialisiert)
Nahrungssuche ausschließlich an Weiden

Weiden-Sandbiene (Andrena vaga)

Furchenbienen

Goldglänzende Furchenbiene (Halictus subauratus)

Goldglänzende Furchenbiene (Halictus subauratus)

Flugzeit:
Die Weibchen des Vorjahres erscheinen im Frühjahr
Juni bis August

Kennzeichen:
Körperlänge 7–8 mm

Lebensweise:
Soziale Art

Nistweise:
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde

Blütenbesuche:
Polylektische Art (nicht spezialisiert)

Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosea)

Flugzeit:
April bis Juli
Die Weibchen überwintern

Kennzeichen:
Körperlänge 12–14 mm

Lebensweise:
Soziale Art

Nistweise:
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde

Blütenbesuche:
Polylektische Art (nicht spezialisiert)
Bevorzugt aber Korbblütler

Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosea)

Sägehornbienen

Wegwarten-Hosenbiene (Dasypoda hirtipes)

Wegwarten-Hosenbiene (Dasypoda hirtipes)

Flugzeit:
Juni bis September

Kennzeichen:
Körperlänge 11–15 mm

Lebensweise:
Solitäre Art

Nistweise:
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde

Blütenbesuche:
Oligolektische Art (spezialisiert)
Lieblingspflanze ist die Wegwarte und weitere Korbblütler

Bauchsammlerbienen

Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum)

Flugzeit:
Juni bis September

Kennzeichen:
Körperlänge 6–7 mm

Lebensweise:
Solitäre Art

Nistweise:
Nistet in Hohlräumen in Holz und Pflanzenstängel

Blütenbesuche:
Oligolektische Art (spezialisiert)
Lieblingspflanze sind ausschließlich Korbblütler

 

Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum)
Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella)

Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella)

Flugzeit:
Juni bis August

Kennzeichen:
Körperlänge 12–15 mm

Lebensweise:
Solitäre Art

Nistweise:
Nistet in selbstgegrabenen Gängen und Hohlräumen in morschem Holz und in der Erde

Blütenbesuche:
Polylektische Art (nicht spezialisiert)

Echte Bienen

Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes)

Flugzeit:
April bis Juni

Kennzeichen:
Körperlänge 14–15 mm

Lebensweise:
Solitäre Art

Nistweise:
Nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde

Blütenbesuche:
Polylektische Art (nicht spezialisiert)

Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes)
Kleine Fleckenbiene (Thyreus orbatus)

Kleine Fleckenbiene (Thyreus orbatus)

Flugzeit:
Juli bis August

Kennzeichen:
Körperlänge 10–11 mm

Lebensweise:
Parasitäre Art

Nistweise:
Kuckucksbiene

Blütenbesuche:
Polylektische Art (nicht spezialisiert)

Hummeln

Zu der Familie der echten Bienen gehören auch die Hummeln. In Deutschland gibt es 41 Hummelarten. Zu den häufigsten zählen die  Erdhummelarten, Steinhummel, Ackerhummel, Gartenhummel, Wiesenhummel und Baumhummel. Weltweit sind es etwa 250 Arten! Die „Plüschbrummer“ – wie sie passender Weise gerne genannt werden, sind sehr beliebt und mit Abstand bekannter als ihre Wildbienenkollegen anderer Artengruppen.

Da die Bestimmung der Hummeln sehr schwer ist, weil sich viele Hummelarten – besonders die Erdhummeln – sehr ähnlich sehen, erfolgt  bei den nachstehenden Fotos die Artenbezeichnung unter Vorbehalt. 

Bei all den unterschiedlichen Erscheinungsbildern haben alle Wildbienenarten etwas gemeinsam:
Im Körperbau stimmen sie alle überein.

Kopf
Die zwei großen Facettenaugen oder auch Komplexaugen fallen deutlich auf. Dazwischen sind – kaum zu sehen – drei Punktaugen. Die Wildbiene kann damit nicht sehen, aber sehr viel wahrnehmen. 
Am Kopf sitzen ebenso zwei Fühler. Damit orientieren sich die Wildbienen, indem sie tasten, riechen oder hören können.
Mit dem Rüssel saugen sie den Nektar aus den Blütenkelchen. Die Kiefern (Mandibel) sind kräftige Mundwerkzeuge und dienen dazu, Blattstücke abzuschneiden oder zum Nestbau.  

Brust
Direkt hinter dem Kopf befindet sich der Brustteil mit den insgesammt vier Flügeln. Zwei große Flügel und zwei kleinere Flügel dahinter. Sie sind sehr zart und durchscheinend. Festere Adern sorgen für Stabilität und ermöglichen der Biene das Fliegen. Mit den ebenso am Bruststück befindlichen sechs Beinen können sie sich überall gut festhalten oder im Sand graben. An den hinteren Beinen der Weibchen befinden sich feine Härchen, auch Pollenhöschen oder Schienenbürste genannt.

Hinterleib
Der hintere Teil ist sehr beweglich, weil er in sogenannte Segmente unterteilt ist. Bei den Weibchen sitzt am letzten Segment der Stachel. 

Pollensammelvorrichtung
Nicht bei allen Bienen befinden sich die Härchen zum Pollen sammeln an den Beinen (Pollenhöschen). Bei den Bauchsammlerbienen befindet sich die entsprechende Vorrichtung dafür – wie der Name schon sagt – am Bauch (Bauchbürste). Andere, beispielsweise Maskenbienen, verschlucken den Pollen, transportieren ihn in einem Kropf und würgen ihn am Nest wieder aus.