
Die Lebensweise der Wildbienen
Viele glauben, dass nach dem kalten Winter im Frühjahr alle Insekten gleichzeitig wieder da sind und am Ende des Jahres wieder verschwinden. In der Natur ist das jedoch ganz schön clever gemacht, denn jede Wildbienenart hat über das gesamte Jahr ihre spezielle Zeit. Und auch bei der Wahl der Lieblingsblume -zum Naschen von Nektar und Sammeln der Pollen- sind manche Arten sehr wählerisch.
Fangen wir am Besten gleich mit diesem Thema an: Den schönen bunten Blumen, die für die Wildbienen so wichtig sind!
Alles, was zum Leben der Wildbiene gehört
Ein Haus allein genügt der Wildbiene nicht. Um selbst zu überleben und viele Eier zu legen, haben die Wildbienen weitere Ansprüche.
Blumen natürlich! Dort findet sie Nektar und Pollen – für sich selbst als Nahrung und genug für die Larven.
Außerdem braucht sie ein bisschen Wasser. Wenn alles ganz trocken ist, kann sie die kleinen Wände der Zimmer nicht bauen. Oder es ist ihr nicht mögleich durch die harte, trockene Erde lange Gänge zu bauen.
Wenn aber all dies genügend da ist, dann nennt man das einen geeigneten Lebensraum!


Nahrung für Wildbienen - Blüten mit Nektar und Pollen
Du siehst, die kleine Wildbiene freut sich über die bunten Blumen. Hier bekommt sie die Nahrung für sich selbst und kann Vorrat sammeln für ihre Brut.
An alle anderen Leckereien wie Brot, Kuchen, Nudeln oder Fleisch, an Obst und Gemüse oder Salat ist sie nicht interessiert. Sie mag ausschließlich an Blüten von Blütenpflanzen, wie Blumen oder blühende Sträucher und Bäume Nektar und Pollen sammeln.
Blütenbesuche der fleißigen Wildbienen
Stell dir vor, dass du den ganzen Tag durch dein Zuhause rennst und Dir was Leckeres zum Essen suchst. Immer wieder rennst du aus deinem Kinderzimmer, um in der Küche deinen Hunger zu stillen oder im Schrank was zum Naschen zu holen. Klasse, wenn dann der Kühlschrank voll und in der Naschschublade randvoll alles greifbar ist, oder?
Die fleißigen Bienen machen genau das! Vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Sie fliegen von Blüte zu Blüte und sammeln daran Nektar und Pollen. Am besten gelingt das natürlich, wenn direkt vor ihrer Haustüre ganz viele Blumen blühen und diese noch dazu viel Nahrung bereithalten. Wenn es nur wenige Blumen gibt und die auch noch weit weg sind, verbraucht die Wildbiene zu viel Kraft und Energie. Dann kann sie auch weniger Brutzellen bauen und Eier legen.


Heimische Wildpflanzen sind besonders beliebt
Kennst du heimische Wildblumen? Das sind Pflanzen, die seit ewiger Zeit hier in unserer Heimat oder in unserer Region wild wachsen. Das sind zum Beispiel das Gänseblümchen, die Butterblume oder der Löwenzahn, zu dem man auch Pusteblume sagt. Das sind nur Beispiele, die viele Menschen und auch Kinder schon gut kennen. Es gibt jedoch unglaublich viele solcher heimischen Wildblumen.
Wildbienen mögen solche Pflanzen am liebsten. Mit den gezüchteten Blumen können sie oft gar nichts anfangen. Oder aber, sie sehen verführerisch einladend aus, haben aber keinen Nektar oder Pollen zu bieten. Die hungrige Biene wird getäuscht und fliegt umsonst dorthin. Biggi würde wieder sagen, dass ist „unfairdoof“! Sie versteht das gar nicht und pflanzt bei uns im Garten nur heimische Blumen für unsere Wildbienen.
Spezialisierte Bütenbesuche
Huch, was sind das denn für schwierige Wörter?
Die kann ich mir nicht merken. Muss ich auch nicht, hauptsache ich weiß, was sie bedeuten. Ich erkläre es dir:
Polylektisch bedeutet, dass die Wildbiene zu jeder Blume fliegt und Nektar sammelt. Egal wie die Blume aussieht und welche Farbe sie hat. Alle Blüten werden angeflogen um soviel Nahrung wie möglich zu sammeln.
Am Beispiel von den Menschen wäre es so, dass man von einem üppig gedeckten Tisch alle Speisen essen würden. Egal, was es ist.
Die allermeisten Wildbienen sind solche Allesesser!
Oligolektisch bedeutet, dass sich die Wildbiene spezielle Blüten aussucht. Zum Beispiel alle, die wie eine Margerite aussehen, also sogenannte Korbblütler. Davon gibt es zum Glück noch viel Auswahl. An viele anderen Blüten fliegt diese Wildbiene jedoch nicht. Sie ist wählerisch.
Auf dem vollen Mittagstisch der Menschen bleiben dann recht viele Speisen unangerührt, weil sie nicht schmecken oder nicht bekömmlich sind. Da ist die Auswahl schon geringer, auch wenn der Bauch vor Hunger knurrt.
Streng oligolektisch bedeutet, dass die Wildbiene nur zu einer einzigen Blumenart fliegt, um dort Nektar und Pollen zu sammeln. Du kannst dir bestimmt gut vorstellen, dass es für so eine Biene viel schwieriger ist an Nahrung zu kommen. Sie muss viel aufwändiger nach dieser Blume suchen und viel weiter fliegen. Und wenn es diese Blume nicht gibt, wird es auch die Wildbiene nicht mehr geben.
Am Beispiel der Menschen wäre es so, dass es auf dem voll gedeckten Tisch nur Gerichte gibt, die dir nicht schmecken oder die Du nicht essen kannst. Beim genauen hinschauen finderst du aber doch noch eine Schüssel mit deiner Leibspeise.


Die Efeu-Seidenbiene liebt Efeublüten
Diese schöne Wildbiene sitzt auf einer Efeublüte und saugt den Nektar aus den Kelchen. Eine andere Blume kommt für sie nicht in Frage. Da könnte neben dem Efeu eine große und kunterbunte Blumenwiese wachsen. An all den schönen Blumen fliegt sie einfach vorbei.
Ihr Name: Efeu-Seidenbiene!
Entwicklung der Wildbienen
Vom Ei zur Larve zur Puppe zur Wildbiene
Weißt du schon, wie aus einem Ei eine Wildbiene wird?
Das Wildbienen-Weibchen baut kleine Zimmerchen, die Brutzellen genannt werden. In jede Brutzelle bringt sie Pollen und Nektar und legt darauf ein Ei. Danach baut sie eine dünne Wand und fliegt wieder los,um die nächsten Pollen zu sammeln. Das macht sie den ganzen Tag und immer wieder, solange bis die Brutröhre voll ist.
Aus den Eier schlüpfen nach wenigen Tagen kleine Larven und fressen den ganzen Proviant auf. Dabei werden sie immer dicker und häuten sich viermal. Irgendwann haben sie alles aufgefressen und es ist an der Zeit sich in einen Kokon einzuspinnen.
Darin ist sie gut geschützt und hat viel Ruhe. In dieser Phase verpuppen sich die Larven und verwandeln sich zu Bienen. Allerdings dauert es bis dahin knapp ein Jahr. Wenn diese lange Zeit vorbei ist, spüren die jungen Wildbienen das Ihre Flugzeit gekommen ist und nagen die Wände der Zimmer auf und fliegen los. Alles beginnt dann wieder von vorne.


Schon ganz früh im Jahr kannst du die ersten Hummeln beobachten. Das sind dann die dicken Hummelköniginnen. Sie haben in ihrer Höhle überwintert und stärken sich an den ersten Frühlingsblumen, um eine neue Generation von Hummeln aufzubauen.
Wenn es noch ein bisschen wärmer wird kriechen auch die Holzbienen, Sandbienen und Mauerbienen aus den Hohlräumen ihrer Nester. Nach und nach kommen über das Jahr verteilt alle Wildbienenarten wieder, während die ersten ihre Flugzeit schon wieder beendet haben und der Zyklus von vorne beginnt. Wie du ja schon erfahren hast, sind manche Arten auf bestimmte Blumen spezialisiert. Was ein Glück, dass die Natur es so geschickt eingerichtet hat, das die Bienen genau dann schlüpfen, wenn die Lieblingsblume blüht.
Die Efeupflanze blüht erst ganz spät im Jahr, wenn der heiße Sommer schon vorbei ist und der Herbst gekommen ist. Solange muss die Efeu-Seidenbiene in ihrem Nest warten. Aber dann passt endlich alles und sie hat, was sie braucht.
Wenn du jetzt gut nachgedacht hast, fällt dir bestimmt was auf. Richtig! Eine Biene lebt die allerlängste Zeit ihres Lebens als Ei, Larve, Puppe oder entwickelte Biene in ihrem kleinen Nest. Nur wenige – meist 4 bis 6 Wochen fliegt sie herum, um für die nächste Generation zu sorgen. Danach stirbt sie. Du findest das unfairdoof? Immerhin ist ihr Leben bedeutend länger als das einer Eintagsfliege!
Soziales Verhalten der Wildbienen
Fleißige Bienchen - faule Bienchen


Die Kuckucksbienen
Gibt es das wirklich? Faule Bienen? Kuckucksbienen?
Da bist du jetzt bestimmt auf die Erklärung gespannt.
Kennst du einen Vogel der Kuckuck heißt. Er ist bei den anderen Vögel nicht sonderlich beliebt, denn der Kuckuck ist ein Brutschmarotzer. Er baut kein eigenes Nest, sondern er legt sein Ei klammheimlich in ein Nest einer anderen Vogelart und lässt das geschlüpfte Küken von diesem Vogel aufziehen.
Genauso machen das einige Wildbienenarten auch. Biggi nennt sie immer die faulen Bienchen, weil sie nichts anderes tun, als den ganzen Tag darauf zu warten, dass das fleißige Bienchen ein Zimmer fertig eingerichtet und viel Proviant darin verstaut hat. Dann nutzt die Kuckucksbiene die Gelegenheit und legt ihr Ei ins gemachte Nest. Das fleißige Bienchen ist völlig ahnungslos und hat die ganze Arbeit für eine andere Wildbiene gemacht. Die Kuckucksbiene hingegen wartet schon auf die nächste Gelegenheit.
Die dunkelflügelige Blutbiene und die Kleine Fleckenbiene sind solche faulen Bienchen. Man nennt sie auch Schmarotzer.

Du weißt ja, dass Honigbienen eine mächtige Königin haben. Sie regiert über ein großes Bienenvolk mit sehr vielen, bis zu 50.000 Arbeiterinnen.
Ganz oft wird Biggi gefragt, ob Wildbienen auch so eine mächtige Königin haben. Ihre Antwort ist dann JEIN! Ein lustiges Wort, welches sowohl ja, als auch nein heißt.
Ich erkläre dir das mal genauer:
Die allermeisten Wildbienen haben keine Königin! Sie leben ihr Leben ganz für sich alleine. Bauen ihre Nester alleine, suchen die Nahrung für ihren Nachwuchs alleine und entscheiden ganz alleine über ihren Tagesablauf. Weil sie aber mit vielen ihrer Artgenossen zur gleichen Zeit aus einem Nest schlüpfen und meistens dort auch wieder neue Nester bauen, hat es manchmal den Anschein, als seien sie ein Bienenvolk. Sie leben also in einer Gemeinschaft ohne Königin – jede lebt dennoch für sich alleine.
Hummeln gehören aber auch zu den Wildbienen. Und Hummeln haben eine Königin. Meist ist diese auch sehr groß – ein richtiger Brummer. Aber das Hummelvolk ist beiweitem nicht so groß wie bei den Honigbienen. Das Hummelvolk besteht aus 50 – 400 Hummeln.
Ganz wenige Wildbienenarten -wirklich sehr wenige- leben in einem kleinen Volk in einer sozialen Beziehung und mit einer Königin.