Der Lebensraum

Man kann Bienen in fast allen Landschaftsstrukturen beobachten. Unter anderem sind es Feuchtwiesen, Wälder, Waldränder, Hecken und Feldgehölze, Obstanlagen, Fettwiesen und Magerrasen sowie Weinberge, Felsen und Abwitterungshalden, Küstendünen, lehmige Steilwände und vieles mehr, wie im Folgenden dargestellt:

Das Nistverhalten

Nistplatz + Nahrungsangebot + Baumaterial = Lebensraum

Wenn im Flugradius einer Wildbiene genügend Nahrung, geeignete Nistmöglichkeiten und mögliches Baumaterial zur Verfügung stehen, ist das ein gut geeigneter Lebensraum. Von Art zu Art unterscheidet sich jedoch der Anspruch an diesen. Diese drei Elemente braucht eine Wildbiene, um sich anzusiedeln, sich fortzupflanzen und somit für den Erhalt der Art beizutragen. Wenn eines dieser Elemente nicht vorhanden ist, ist der Standort nicht geeignet. Wenn die Bodenbeschaffenheit stimmt, jedoch die einzige Futterquelle außerhalb des Flugradius liegt, ist das für die Art unattraktiv. Gerade die spezialisierten Arten haben es zunehmend schwerer, solche guten Nistplätze zu finden. 

Jede Wildbienenart hat zudem ihre ganz spezielle und besondere Art und Weise, wie und wo sie ihr Nest für den Nachwuchs anlegt. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. 

Nestbauweisen in der Erde

Die meisten unserer heimischen Wildbienenarten nisten in der Erde. Und auch hier stellt jede dieser Arten eigene Ansprüche an die Gegebenheiten. Auch die Vorlieben, wie das Nest gebaut ist, varieren stark. Einige Arten bevorzugen locker sandigen Boden und bauen in die Tiefe. Andere Wildbienen graben sich waagerecht in lehmige Wände. Das sind nur zwei von vielen Möglichkeiten. 

Brutgänge in der Erde. Hier von einer Kolonie der Pförtner-Schmalbiene (Lasiglossum malachurum)
Brutgänge in der Erde. Hier von einer Kolonie der Pförtner-Schmalbiene (Lasiglossum malachurum)
Zugang zu einem verlassenen Mäusenest. Gern angenommen von Erdhummeln (Bombus terrestis)
Zugang zu einem verlassenen Mäusenest. Gern angenommen von Erdhummeln (Bombus terrestis)
Eingänge zu Wildbienennestern in Spalten einer Trockenmauer
Eingänge zu Wildbienennestern in Spalten einer Trockenmauer
Weidensandbiene (Andrena vaga)
Die Weiden-Sandbiene (Andrena vaga) auf der Suche nach einem geeigneten Platz für den Nestbau
Eine kleine Gemeinschaft der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) besiedelt eine Abbruchkante.
Ein Sandkasten dient hier als Brutplatz einer großen Kolonie der Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius)
Ein Sandkasten dient hier als Brutplatz einer großen Kolonie der Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius)

Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae)

Die Efeu-Seidenbiene nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Hier hat sich eine Kolonie in einer Steilwand eingenistet, eine andere besiedelt die sandigen Fugen eines alten Kopfsteinpflasterweges.

Flugzeit: August bis Oktober
Kennzeichen: Körperlänge 8 – 14 mm
Lebensweise: Solitäre Art
Blütenbesuche: Oligolektische Art (spezialisiert auf Efeu)

Die Gänge werden waagerecht in Lehm- oder Lösswände gebaut und daran werden die Brutzellen angelegt. Anschließend wird die Röhre verschlossen.
Ein Männchen der Efeu-Seidenbiene wartet am Eingang der Röhre auf ein frisch geschlüpftes Weibchen, um es zu begatten.
In den sandigen Fugen eines alten Weges hat sich eine Kolonie Efeu-Seidenbienen eingenistet.
Die Männchen schlüpfen vor den Weibchen und warten an den Eingängen mehr oder weniger geduldig auf deren Erscheinen.
Ganz in der Nähe der Kolonie wächst ein üppiger Efeu und bietet genug Nahrung. Ein guter Lebensraum für die Wildbienenart, die spät im Jahr erscheint.

Beeindruckender Tiefbau unter Tage

Für den Betrachter, der die Wildbienen an den Ausgängen der Niströhren beobachtet, bleibt die imposante Architektur der Niströhren in der Erde verborgen.  Die Wildbienen graben sogenannte Niströhren teils tief in die Erde.

Jede Wildbienenart hat eine eigene Architektur entwickelt. Meist verzweigen sich die Röhren vom Hauptgang ausgehend in Seitengänge und münden in den Brutzellen. Diese sind entweder dicht beieinader oder vereinzelt angelegt. Jede Brutzelle wird mit einem Pollenbrot bestückt und daran ein Ei positioniert. Danach wird die Zelle verschlossen. Der Entwicklungszyklus vom Ei über das Larven- und Puppenstadium zur fertigen Biene (Imago) beginnt. Je nach Größe der Art und den Bedingungen kann so ein Bau von 5 cm bis zu 60 cm in die Tiefe reichen.

Nestbauweisen in Hohlräumen

Hohlraumbesiedelnde Arten legen ihre Nester in unterschiedlichen schon bestehenden oder selbstgenagten Hohlräumen an, beispielsweise sind dies Fraßlöcher von Käferlarven in Totholz. Ebenso nutzen bestimmte Arten Mauerfugen, Löcher und Spalten so wie alle erdenklichen geeigneten Hohlräume unterschiedlicher Art und Weise. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Dabei sind die Wildbienen jedoch sehr wählerisch und nutzen nur speziell für sie geeignete Strukturen. 

Fraßgänge von Käferlarven in Totholz wird unter anderem von der Frühen Scherenbiene gerne angenommen.
Fraßgänge von Käferlarven in Totholz wird unter anderem von der Frühen Scherenbiene gerne angenommen.
Abgestorbenes, aber noch nicht morsches Holz wird bevorzugt von den Holzbienen (Xylocopa) besiedelt
Abgestorbenes, aber noch nicht morsches Holz wird bevorzugt von den Holzbienen (Xylocopa) besiedelt
Schneckenhäuser als Nistmöglichkeit für die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia bicolor)

Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)

Die Gehörnte Mauerbiene ist nicht wählerisch was das Material angeht, in das sie einziehen möchte. Hauptsächlich muss die Länge und der Durchmesser des Hohlraumes den Ansprüchen der Wildbiene entsprechen. Diese Art findet man häufig an geeigneten Nisthilfen.

Flugzeit: März bis Mai
Kennzeichen: Körperlänge 10 – 15 mm
Lebensweise: Solitäre Art
Blütenbesuche:  Polylektische Art 

Eine Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) inspitiert eine Fuge in einer Trockenmauer auf Eignung zum Nestbau

Nester in markhaltigen Pflanzenstängel

Einige Wildbienenarten nisten in abgebrochenen oder abgeschnittenen feinen Zweigen oder Stängeln. In der Natur sind es meist vom Wind abgebrochene Ruten von Brombeeren oder Himbeeren, Zweige von Heckenrosen und Holunder oder Stängel der Königskerzen sowie Kletten, Disteln oder Beifuß.

Sie nagen sich mit den kräftigen Kiefern ihres Mundwerkzeugs durch das weiche Pflanzenmark und schaffen sich damit Platz für die Brutzellen, die in dem Fall nicht waagerecht sondern senkrecht hintereinander angelegt werden.

Nester in kreativer Freibautechnik

Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum)

Ganz besonders imposante Gebilde erbaut die Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum).

Aus Baumharz erschafft sie tropfenförmige Brutzellen. Hier an einem Pfahl im Steillagenweinberg der Moselregion. Oberhalb der Lage befindet sich ein Kiefernwäldchen. Der perfekte Lebensraum für diese kleine Wildbienenart.
(Fotos v. Janina Schmitt)

Flugzeit: Juni bis August
Kennzeichen: Körperlänge 6 – 7 mm
Lebensweise: Solitäre Art
Blütenbesuche: Polylektische Art