Insektenfreundliche Gartengestaltung als Unterstützung für Wildbienen

Statt um Garten“TRÄUME“ des Menschen geht es auf dieser Seite um Garten“RÄUME“ für Insekten. Die gute Nachricht: das Eine muss das Andere nicht zwangsläufig ausschließen.

Speziell für Wildbienen angelegte Gartenbereiche sind wertvolle Lebensräume und werden von hungrigen Insekten gerne angenommen. Gleichzeitig bieten sie interessante und spannende Naturerlebnisse für Groß und Klein. In allen Gartentypen kann es wertvolle Flächen und Bepflanzungen geben, die das Überleben unserer wichtigsten Bestäuber unterstützen. Man muss also den Garten nicht völlig verwildern lassen. Eine naturbelassene Ecke, eine kleine Trockenmauer, eine sandige Fläche oder ein alter Baumstumpf ist bereits ein Mehrwert.

Ein großer Naturgarten mit Platz für eine kunterbunte Wildblumenwiese, heimischen Stauden und Gehölzen, Kräuter- und Gemüsegarten, einem Teich und vielen anderen wertvollen Strukturen ist nicht jedem Naturliebhaber und Artenschützer gegönnt. Jeder, der etwas für unsere wichtigen Insekten tun möchte, hat aber die Chance seinen Beitrag zu leisten, selbst wenn es nur ein Blumentopf auf einer Fensterbank in der Stadt ist. Jede Unterstützung zählt!

Gerade deshalb soll meine Erfahrung all denen Motivation sein, die keinen Platz für eine große bunte Wildblumenwiese, Totholzecken, Sandarium und Steinhaufen haben. 

Unsere kleine Wildbienenoase mitten im Ort

In unserem Innenhof steht nur eine bescheidene Fläche von 4,5 m x  3,5 m zur dauerhaften Bepflanzung bereit.  Zudem ist sie durch die enge Bebauung im Ortskern von hohen Mauern umgeben. Die Hälfte dieser kleinen Fläche ist also nur kurze Zeit besonnt. Die Vorraussetzungen für einen insektenfreundlichen Garten sind entsprechend gering und stellen einen vor große Herausforderungen. Um das Angebot für die Wildbienen zu erhöhen, wird vieles, was im Gärtchen keinen Platz mehr findet, in Töpfe gepflanzt und im Hof und auf dem Balkon verteilt. Trotzdem haben der enge Raum und die Gegebenheiten klare Grenzen. Aber es funktioniert!  Angefangen mit den Mauerbienen im Frühling besuchen uns viele verschiedene Wildbienenarten und einige wohnen in den bereitgestellten Nisthilfen auch dauerhaft bei uns. An einem sonnigen warmen Sommertag wundern wir uns immer wieder über die Vielfalt an Arten in diesem winzigen, aber wertvollem Stück Erde.

In den kleinsten Dingen zeigt die Natur ihre allergrößten Wunder.

Das behauptete Carl von Linné! In diesem Sinne betrachte und erlebe ich unser kleines Gärtchen.

Juni 2025  Leider kann man das Summen und Brummen zahlreicher Wildbienenarten, die diesen Garten besuchen, nicht im Bild einfangen

Eindrücke von der Wandlung eines Minigartens zur Insektenoase

Garten früher

Unser Garten im Jahre 2016

So sah der Garten nach vielen mehr oder weniger gelungenen Versuchen, aus einem „überdimensionalen Blumenkasten“ eine Art Garten zu gestalten, aus:
Eine bewusst strukturierte Ordnung als Ruheoase gedacht und auch gerne als solche genutzt.

Die Bepflanzung mit akkurat geschnittenem Buchsbaum, schattenverträglichen Hortensien, einer asiatischen Zierweide sowie einem amerikanischen Flieder standen im Fokus. Die kleine Rasenfläche war die ruhegebende Mitte. Durch die Bruchsteinmauer wurde die eckige Fläche etwas aufgelockert. Im Verlauf der folgenden Umstrukturierung zum Naturgarten war diese das einzige Element, welches geblieben ist. 

Eine kleine Wildbiene hat alles verändert

Anfangs unbemerkt, hatten sich fremde Wesen unsere Fensterrahmen als Behausung ausgesucht und darin Nester gebaut. Im Frühjahr waren regelmäßig Indizien in Form von kleinen Erdkügelchen auf der Fensterbank zu erkennen und liesen vermuten, dass sich im Fensterrahmen etwas eingeschlichen hatte. Die Recherche im Internet führte zu der Gehörnten Mauerbiene, die fortan unter Beobachtung stand. Kein Zweifel, wir hatten wilde Mitbewohner.
Zum Pollensammeln mussten sie mangels schlechter Vorraussetzung vor ihrer Behausung zwangsläufig in die benachbarten Gärten ausweichen. Ihr Glück war es, dass sie direkt hinter der Mauer eine große Rasenfläche mit üppig blühendem Löwenzahn anfliegen konnten. 

Nachdem ich mich ausführlich über Wildbienen und deren Bedürfnisse belesen hatte, wollte ich etwas für sie tun.

Die Raupe vom Weidenbohrer (Cossus cossus) hat sich durch den Stamm der Zierweide gefressen und damit langsam aber stetig viel Schaden angerichtet. Nach Jahren, in denen uns der kleine Baum viel Freude gemacht hat, verkümmerte er mehr und mehr.

Tierische Helfershelfer

Etwa zur gleichen Zeit sind nicht nur die Gehörnten Mauerbienen im Fensterrahmen, sondern auch die Raupen des Buchsbaumzünslers und des Weidenbohrers in unseren Garten eingezogen.

Durch deren unaufgeforderte, aber sehr effektive Mithilfe, ist mir die Umgestaltung nicht schwer gefallen. Für einen zerfressenen Buchsbaum nach dem anderen gab es keine Rettung mehr und schließlich musste auch die Weide raus.
Das schaffte Raum für fortan nur bienenfreundliche Pflanzen! 

Trotz anhaltender Bemühungen wurden unsere Buchsbäume kahl und unansehnlich. Die Raupen des kleinen Schmetterlings aus Asien, dem Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis), haben auch vor unserem Garten keinen Halt gemacht.

Veränderungen bewirken Veränderungen

Wie schnell kleine Maßnahmen in der Umgestaltung eines Gartens von den Insekten angenommen werden, ist beeindruckend. Wo früher Buchsbaum vorherrschte, ist in kleinen Schritten ein insektenfreundlicher Lebensraum entstanden.
Die Mauerbienen durften natürlich im Fensterrahmen bleiben. Zudem habe ich weitere Nisthilfen angebracht, um ihnen ein zusätzliches  Wohnangebot zu schaffen und noch mehr Wildbienen in den Garten zu locken.
Seit diesen ersten gezielten Schritten verändert sich der Garten Jahr für Jahr, gemessen an den Erfahrungen die ich gesammelt und dem Wissen, welches ich gewonnen habe. 

2017

Der Buchsbaumgarten mit Kugelweide ist Vergangenheit. 

Nach und nach wuchs das Angebot an bienenfreundlichen Pflanzen. Vornehmlich waren es zu der Zeit noch (Kultur-)Stauden und keine heimischen Wildpflanzen. Ich musste die Herausforderungen bewältigen, die mich begrenzten. Fast alle bienenfreundlichen Pflanzen sind Sonnenanbeter oder bestenfalls für den Halbschatten geeignet. Die Auswahl war entsprechend gering und zum Teil auch frustrierend. Der Garten hatte keine Struktur mehr. Den kleinen Rasen wollte ich noch nicht hergeben, obwohl er mich bei der Umgestaltung bremste.       

Ein positiver Effekt war im folgenden Sommer mit dem Aufblühen der Sommerpflanzen dennoch erkennbar.
Die Beobachtungen an den Nisthilfen und den Blüten waren spannend und lehrreich!

April 2017
Kleiner Garten mit Bienenfreundlichen Stauden und Nisthilfen.
Kleiner Garten mit bienenfreundlichen Stauden und Nisthilfen.

2018
Durch diese einfachen Veränderungen ist die Artenvielfalt stetig angestiegen. Schon nach kurzer Zeit haben weitere Wildbienenarten den Weg in den kleinen Garten gefunden. Dazu gesellten sich mehrere Schmetterlingsarten, Käfer und Schwebfliegen.

Es war faszinierend, wie man mit naturnaher Umgestaltung und bienenfreundlicher Pflanzenauswahl  in kurzer Zeit einen beachtlichen Mehrwert für die Biodiversität erreichen kann. Und das auf kleinstem Raum!

2019
Die Pflanzen wuchsen und der Garten hatte wieder mehr Struktur. Ein Sommerflieder hat den Platz der Weide eingenommen und machte sich zunehmend breit. In der Blütezeit konnte ich verschiedene bunte Schmetteringe beobachten, die immer wieder zu Besuch kamen. Auch Hummeln haben sich über das Angebot an Nektar gefreut. 

Der Sommerflieder (Buddleja), auch als Schmetterlingsflieder bekannt, ist allerdings sehr wüchsig und hat den beengten Raum zusätzlich beschattet. Nicht nur deswegen musste er den Platz wieder frei machen und in einen großen Blumentopf umsiedeln. Der aus Asien stammende Strauch ist hier ein Gartenflüchtling und somit eine invasive Art, die man nicht unterstützen sollte. 

April 2019
November 2020

2020
All die Bemühungen gingen Schritt für Schritt zwar in die richtige Richtung und brachten im Vergleich zum Buchsbaumgarten auch einen messbaren Erfolg, jedoch konnten sie meine wachsenden Ansprüche nicht zufriedenstellen. Weder optisch, noch vom Nutzen für die Wildbienen.
Im November 2020 folgte dann die komplette Umstrukturierung, die hauptsächlich die Bodenbeschaffenheit betraf.
Ein Steinkreis aus Natursteinen und ein hoher Anteil an Sand sollten den Lebensraum grundlegend verändern und für heimische Wildblumen und neue Wildbienenarten aufwerten. Hauptsächlich unter den Steinen wurde die Erde sehr tief mit Sand vermischt.
Eine aufwändige, aber gute Investition!

2021
Endlich ist der wertlose Rasen verschwunden. Der gesähte Sandthymian breitete sich stattdessen aus. Kleine zarte Pflanzen wie Veilchen, Purpur-Taubnesseln und wilde Krokusse zeigten im Frühjahr ein ganz neues Bild und  konnten sich aufgrund des mageren Bodens gut etablieren.

Sandthymian im Steinkreis
Mai 2023

2023
Die Biodiversität nimmt Fahrt auf. Immer mehr heimische Pflanzen werten den kleinen Garten auf. Was sich wohlfühlt, darf bleiben und sich ausbreiten. Wenn es für die kleine Fläche zuviel oder zu groß wird, wird es verschenkt und sorgt somit an anderer Stelle für Nahrung für die Wildbienen. Alles ist weiterhin im Wandel und verändert sich im Laufe der Jahreszeiten und in jedem weiteren Jahr aufs Neue. 

Das Bild des Gartens zeigt nun schon deutlich das eines Naturgartens. 
Je nach Blütenangebot sieht er im Jahresverlauf einmal wild und einmal strukturiert aus.  

Juni 2023
Juni 2023
Juni 2025
Juli 2025

Ein Gärtchen im stetigen Wandel - mit dem Ziel einer möglichst großen Vielfalt auf kleinem Raum

Unser Gärtchen im Hof im August 2025

Der Natur helfen und für sich selbst Naturerlebnisse schaffen

Mit einfachen, aber gezielten Maßnahmen lassen sich große und kleine Gärten in eine Oase für Wildbienen verwandeln und damit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt dieser wichtigen Bestäuber leisten.

  • Vielfältige Beete mit heimischen Wildpflanzen als Nahrungsquelle für viele Insektenarten anlegen
  • Heimische Gehölze und Obstbäume sind Nahrung und Lebensraum zugleich – auch für unsere Vögel
  • Pflasterflächen nicht mit Mörtel verfugen, sondern einsanden und Lücken für erdbesiedelnde Wildbienen freilassen
  • Ungefüllte Blühstauden bevorzugen. In den gefüllten Zuchtformen vieler Blumen gibt es keinen Nektar und Pollen mehr
  • Nistplätze in Form von geeigneten Nisthilfen für Wildbienen oder Brutkästen für Vögel schaffen zusätzlichen Lebensraum
  • Trockenmauern bauen. Die Zwischenräume bieten Unterschlupf für Insekten und Kleintiere und können zusätzlich bepflanzt werden
  • Teich oder Wasserstellen anlegen. Auch Wildbienen haben Durst. Außerdem brauchen sie Wasser für das Baumaterial der Brutzellen.
  • Wände begrünen heißt erweiterter Lebensraum in der Vertikalen für Insekten und Vögel. Mit vielen weiteren Vorteilen
  • Badestellen für Vögel anbieten wird mit der zunehmenden Erwärmung immer wichtiger 
  • Wildblumenwiese anstelle von Rasen bietet eine große Vielfalt
  • Wieseninseln lassen sich auch im Kleinen anlegen oder in eine großen Fläche integrieren
  • Die Verwendung von Bio-Saatgut schützt und unterstützt Insekten und andere Nützlinge und fördert die heimische Flora. 
  • Keine Pestizide verwenden. Deren Einsatz ist für den Rückgang der biologischen Vielfalt und für den Verlust von Lebensräumen verantwortlich.
In der sonnigen und vor Regen geschützten Ecke hat die Trockenmauer beim Bau eine zusätzliche Erweiterung in den Boden bekommen. Der Boden wurde etwa 60 cm ausgehoben und auf das Schotterfundament als Drainage Natursteine aufgeschichtet. Dazwischen entstanden durch den Einbau von Tontöpfen verschiedene Hohlräume. Die Zwischenräume wurden locker mit Sand aufgefüllt. Eine wertvolle Ecke, gedacht für Hummeln, in der aber schon Blattschneiderbienen eingezogen sind.
Die aus Natursteinen gebaute Kräuterspirale speichert Wärme und bietet Schutz für viele Kleintiere und Insekten. Mit der passenden Bepflanzung nektarreicher Kräuter kann sie Futterplatz und Nistmöglichkeit zugleich sein. Das Angebot reicht von Thymian, Rosmarin, Salbei, Lavendel über Petersilie, Oregano, Kamille bis zu Minze, Schnittlauch, Zitronenmelisse, Majoran u.v.m. Speziell eingebaute Nistmöglichkeiten sind auch willkommen. Dann wird eine Kräuterspirale zum kleinen Paradies für Insekten.
Totholz bietet einen wertvollen Lebensraum für viele Tiere. Bei den Wildbienen ist es die Blauschwarze Holzbiene, die sich in morsches Holz Nistgänge nagt und ihre Brut anlegt. Aber auch andere Wildbienen und Wespen schätzen einen Totholzstapel im Garten.
Geeignete Nisthilfen können eine wichtige zusätzliche Möglichkeit zur Brutablage und damit zum Überleben unserer Wildbienen sein. Dabei sollte die Natur gerne als Vorbild genommen werden. Bohrungen in dicke Äste, Stämme und Blöcke aus hartem Holz wie Buche, Esche, Eiche, Kirsche, Apfel bieten den idealen Ersatz zu den natürlichen Nistmöglichkeiten. Erweitern kann man das Angebot mit Lehm oder mit Pflanzenstengeln.
Sandige Fugen zwischen Trittsteinen oder gepflasterten Flächen werden gerne von einigen Wildbienenarten oder auch solitären Wespen besiedelt. Hier ist es eine Grabwespe (Spheciformes spec.). So kann ein Gartenweg auch Lebensraum sein .
Eine Wasserstelle für durstige Insekten sollte in keinem Garten fehlen. Wildbienen und solitäre Wespen haben auch Durst und benötigen das Wasser überdies auch zum Nestbau. Hier ist es ein Naturstein mit einem Ring aus Steinen und Pflanzen, welches den Bienen einen gefahrlosen Zugang zum Wasser ermöglicht.