Der Lebensraum
Man kann Bienen in fast allen Landschaftsstrukturen beobachten. Unter anderem sind es Feuchtwiesen, Wälder, Waldränder, Hecken und Feldgehölze, Obstanlagen, Fettwiesen und Magerrasen sowie Weinberge, Felsen und Abwitterungshalden, Küstendünen, lehmige Steilwände und vieles mehr, wie im Folgenden dargestellt:
Das Nistverhalten
Nistplatz + Nahrungsangebot + Baumaterial = Lebensraum
Wenn im Flugradius einer Wildbiene genügend Nahrung, geeignete Nistmöglichkeiten und mögliches Baumaterial zur Verfügung stehen, ist das ein gut geeigneter Lebensraum. Von Art zu Art unterscheidet sich jedoch der Anspruch an diesen. Diese drei Elemente braucht eine Wildbiene, um sich anzusiedeln, sich fortzupflanzen und somit für den Erhalt der Art beizutragen. Wenn eines dieser Elemente nicht vorhanden ist, ist der Standort nicht geeignet. Wenn die Bodenbeschaffenheit stimmt, jedoch die einzige Futterquelle außerhalb des Flugradius liegt, ist das für die Art unattraktiv. Gerade die spezialisierten Arten haben es zunehmend schwerer, solche guten Nistplätze zu finden.
Jede Wildbienenart hat zudem ihre ganz spezielle und besondere Art und Weise, wie und wo sie ihr Nest für den Nachwuchs anlegt. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.
Nestbauweisen in der Erde
Die meisten unserer heimischen Wildbienenarten nisten in der Erde. Und auch hier stellt jede dieser Arten eigene Ansprüche an die Gegebenheiten. Auch die Vorlieben, wie das Nest gebaut ist, varieren stark. Einige Arten bevorzugen locker sandigen Boden und bauen in die Tiefe. Andere Wildbienen graben sich waagerecht in lehmige Wände. Das sind nur zwei von vielen Möglichkeiten.
Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae)
Die Efeu-Seidenbiene nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde. Hier hat sich eine Kolonie in einer Steilwand eingenistet, eine andere besiedelt die sandigen Fugen eines alten Kopfsteinpflasterweges.
Flugzeit: August bis Oktober
Kennzeichen: Körperlänge 8 – 14 mm
Lebensweise: Solitäre Art
Blütenbesuche: Oligolektische Art (spezialisiert auf Efeu)
Beeindruckender Tiefbau unter Tage
Für den Betrachter, der die Wildbienen an den Ausgängen der Niströhren beobachtet, bleibt die imposante Architektur der Niströhren in der Erde verborgen. Die Wildbienen graben sogenannte Niströhren teils tief in die Erde.
Jede Wildbienenart hat eine eigene Architektur entwickelt. Meist verzweigen sich die Röhren vom Hauptgang ausgehend in Seitengänge und münden in den Brutzellen. Diese sind entweder dicht beieinader oder vereinzelt angelegt. Jede Brutzelle wird mit einem Pollenbrot bestückt und daran ein Ei positioniert. Danach wird die Zelle verschlossen. Der Entwicklungszyklus vom Ei über das Larven- und Puppenstadium zur fertigen Biene (Imago) beginnt. Je nach Größe der Art und den Bedingungen kann so ein Bau von 5 cm bis zu 60 cm in die Tiefe reichen.
Nestbauweisen in Hohlräumen
Hohlraumbesiedelnde Arten legen ihre Nester in unterschiedlichen schon bestehenden oder selbstgenagten Hohlräumen an, beispielsweise sind dies Fraßlöcher von Käferlarven in Totholz. Ebenso nutzen bestimmte Arten Mauerfugen, Löcher und Spalten so wie alle erdenklichen geeigneten Hohlräume unterschiedlicher Art und Weise. Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt. Dabei sind die Wildbienen jedoch sehr wählerisch und nutzen nur speziell für sie geeignete Strukturen.
Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta)
Die Gehörnte Mauerbiene ist nicht wählerisch was das Material angeht, in das sie einziehen möchte. Hauptsächlich muss die Länge und der Durchmesser des Hohlraumes den Ansprüchen der Wildbiene entsprechen. Diese Art findet man häufig an geeigneten Nisthilfen.
Flugzeit: März bis Mai
Kennzeichen: Körperlänge 10 – 15 mm
Lebensweise: Solitäre Art
Blütenbesuche: Polylektische Art
Nester in markhaltigen Pflanzenstängel
Einige Wildbienenarten nisten in abgebrochenen oder abgeschnittenen feinen Zweigen oder Stängeln. In der Natur sind es meist vom Wind abgebrochene Ruten von Brombeeren oder Himbeeren, Zweige von Heckenrosen und Holunder oder Stängel der Königskerzen sowie Kletten, Disteln oder Beifuß.
Sie nagen sich mit den kräftigen Kiefern ihres Mundwerkzeugs durch das weiche Pflanzenmark und schaffen sich damit Platz für die Brutzellen, die in dem Fall nicht waagerecht sondern senkrecht hintereinander angelegt werden.
Nester in kreativer Freibautechnik
Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum)
Ganz besonders imposante Gebilde erbaut die Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum).
Aus Baumharz erschafft sie tropfenförmige Brutzellen. Hier an einem Pfahl im Steillagenweinberg der Moselregion. Oberhalb der Lage befindet sich ein Kiefernwäldchen. Der perfekte Lebensraum für diese kleine Wildbienenart.
(Fotos v. Janina Schmitt)
Flugzeit: Juni bis August
Kennzeichen: Körperlänge 6 – 7 mm
Lebensweise: Solitäre Art
Blütenbesuche: Polylektische Art